Neugestaltung der Rämi- und Gloriastrasse: Gut für die Aufenthaltsqualität, weniger gut für unsere Wohnquartiere

Ortspartei Kreis 7 & 8

Der Strassenraum rund um die Kreuzung der Rämistrasse mit der Gloriastrasse wird neu gestaltet. Momentan ist das Projekt nach §13 Strassengesetz aufgelegt, womit kostenlose Einwendungen möglich sind.

Aufwertung für Fussgänger und das Velo

Das Gute vorweg: Der heute etwas abgeschottete Spitalpark wird zum Strassenraum hin geöffnet und breiter nutzbar gemacht. Auch das Velo gewinnt, dank durchgehender Velospuren und einer attraktiven Verbindung der Freiestrasse mit der Rämi- und der Sonneggstrasse. Zu Fuss wird man die Rämi- und die Gloriastrasse an beliebigen Stellen über begrünte Mittelinseln queren können. Insgesamt steigt dadurch die Aufenthaltsqualität merklich, auch wenn einige die Fussgängerstreifen vermissen werden.

Es gibt allerdings zwei Wermutstropfen, die für «unsere» Quartiere von Bedeutung sind, und die für die angestrebten Verbesserungen nicht zwingend wären:

12 km/h fördern Schleichverkehr

Zum einen soll der Individualverkehr zwischen dem Vorderberg und dem Hauptgebäude der Uni talwärts an keiner Stelle mehr das Tram überholen können. Gemäss VBZ-Fahrplan dauert diese Fahrt rund 5 Minuten. Es ist kaum davon auszugehen, dass die Autofahrer mit 12 km/h den Berg herunterkriechen werden, während die Velos rechts an ihnen vorbeirasen. Alternativrouten müssen deshalb mit Schleichverkehr rechnen.

Tempo 30 auf verwaisten Strassen?

Zum zweiten Problem muss man zunächst wissen, welche Rolle die Rämistrasse einnimmt: Es ist die einzige kantonale Hauptverkehrsstrasse östlich der Limmat, die den Norden mit dem Süden verbindet. Hier soll gemäss Richtplanung der Durchgangsverkehr konzentriert werden. Dabei bewältigt die Rämistrasse täglich etwa so viel Verkehr wie der Gotthard Strassentunnel.

Hier – und auf der Gloriastrasse – sollen nun auf insgesamt fast 2 km dauerhaft Tempo 30 gelten. Auch am Wochenende, auch nachts. Und natürlich auch für den ÖV, obwohl dieser die Hauptlast der vom neuen Hochschulgebiet ausgehenden, zusätzlichen Mobilitätsnachfrage bewältigen soll. Dabei geht es hier nicht um den Lärm: Wohnen tut hier kaum jemand, zudem ist die Gegend nachts und am Wochenende weitgehend verwaist.

Gut möglich, dass aufgrund dieser beiden Knackpunkte der Verkehr vermehrt auf alternative Routen gedrängt wird. Auf die Bergstrasse, die Gladbachstrasse, die Weinbergstrasse, die Zürichbergstrasse, oder aber weiter in die Wohnquartiere. Denn Verkehr verschwindet nicht, indem man ihn sich wegwünscht. Das haben die vergangenen 20 Jahre in der Stadt Zürich gezeigt.
 
Einwendungen zum Projekt sind kostenlos und können von allen verfasst werden. Sie müssen aber spätestens am 19. Juli 2021 bei der Stadt eintreffen. Pläne, Vorlage und Infos unter https://www.mbo.ch/auflage.

Sina Steininger